Bayerischer Heilbäder Verband e.V.: Immer weniger Krankenhäuser: Bayerns Kurorte könnten Lücken schließen
30. September 2025
Immer weniger Krankenhäuser:
Bayerns Kurorte könnten Lücken schließen
München/Bad Füssing – Die von der Bundesregierung aktuell geplante Krankenhausreform lässt
auch im Freistaat und gerade im ländlichen Raum weitere Klinikschließungen befürchten. Angesichts
dieser Entwicklung und damit wachsender Versorgungslücken in ländlichen Regionen wächst die
Bedeutung der mehr als 70 bayerischen Heilbäder und Kurorte. Mit deutlich mehr als 2.000
Ärztinnen und Ärzten, Therapeuten, Heilpraktikern und weiteren Gesundheitsdienstleistern,
kombiniert mit einer bestens ausgebauten medizinischen Infrastruktur bieten sie der Bevölkerung
abseits der Ballungszentren medizinische Kompetenz, die weit über den klassischen „Kuraufenthalt“
hinausgeht – und die künftig in wachsendem Maß einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung einer
flächendeckenden Gesundheitsversorgung leisten kann.
Trotz dieser wachsenden Bedeutung kämpfen die Kurorte seit Jahren um die notwendige Anerkennung
und finanzielle Absicherung. „Unsere Heilbäder und Kurorte sind längst moderne Gesundheitszentren.
Sie verfügen über Fachärzte, Therapeuten und spezialisierte Einrichtungen, die eine hochwertige
ambulante und stationäre Versorgung ermöglichen – gerade dann, wenn das nächste Krankenhaus
weit entfernt ist“, sagte Landrat Peter Berek, Präsident des Bayerischen Heilbäder-Verbands (BHV)
gestern am Rande einer Vorstandssitzung des Dachverbands der Kurorte im Freistaat im
oberfränkischen Bad Rodach (Kreis Coburg).
„Wenn wir die Gesundheitsversorgung der Zukunft lückenlos und finanzierbar gestalten wollen, dürfen
wir diese Ressource nicht länger übersehen. Bayerns Heilbäder und Kurorte sind keine Kostenfaktoren,
sondern Teil der Lösung“, erklärte der BHV-Präsident.
Prävention statt teure Nachsorge
Hinzu kommt: Heilwasser, Soole, Moor, Heilklima oder Wald-Gesundheit – die natürlichen Heilmittel
der Kurorte – sowie deren Naturheilverfahren Kneipp oder Schroth sind wissenschaftlich anerkannte
Instrumente zur nachhaltigen Gesundheitsvorsorge. Sie helfen, chronische Erkrankungen zu
vermeiden oder deren Verlauf positiv zu beeinflussen – und tragen damit ebenfalls wirkungsvoll zur
Dämpfung der Gesundheitsausgaben bei.
„Jeder vermiedene Krankenhausaufenthalt, jede verhinderte Operation spart enorme Kosten für das
Gesundheitssystem. Prävention ist die wirksamste Form der Kostendämpfung – und genau darin liegen
die Kernkompetenzen unserer Kurorte“, verdeutlichte Verbandsgeschäftsführer Frank Oette.
Auch Tobias Kurz, stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Heilbäder-Verbands sowie
Bürgermeister von Europas übernachtungsstärkstem Kurort Bad Füssing in Niederbayern, machte
deutlich: „Unsere Orte sind Zentren der Daseinsvorsorge. Wenn Politik und Krankenkassen Prävention
wirklich ernst nehmen, führt kein Weg an uns vorbei. Heilbäder sind eine tragfähige Säule des
Gesundheitssystems von morgen“, so Kurz.
Wirtschaftliche Stärke für den ländlichen Raum
Die im BHV zusammengeschlossenen Heilbäder und Kurorte sind überdies ein bedeutender
Wirtschaftsfaktor im Freistaat. In oft strukturschwachen Regionen bieten sie 100.000 krisensichere
Arbeitsplätze – ein großer Teil davon im medizinisch-therapeutischen Bereich – und erwirtschaften
einen Jahresumsatz von rund fünf Milliarden Euro.
Wie die Bevölkerung vor Ort vom Kurortstatus profitiert
Der Status als Heilbad wird nach Überzeugung der BHV-Verantwortlichen eine entscheidende Rolle
spielen, wenn es darum geht, die medizinische und therapeutische Versorgung in kleineren Städten
auch künftig sicherzustellen. Das zeigt sich am Beispiel Bad Rodachs, wo der Vorstand des Bayerischen
Heilbäder-Verbands nun tagte. In der Stadt mit rund 6.200 Einwohnern gibt es aktuell fünf
Allgemeinärzte in zwei Praxen, dazu acht physiotherapeutische Praxen sowie jeweils eine für
Ergotherapie und Osteopathie. „Für uns ist der Heilbad-Status ein immer wichtigeres Fundament, um
diese medizinischen Angebote zu erhalten“, sagt Bürgermeister Tobias Ehrlicher. Gerade auch die enge
Vernetzung im Verband trage dazu bei, die Versorgung langfristig abzusichern und Perspektiven zu
schaffen, betonte der Rathauschef.
